Herzlich willkommen zu uns

Wir freuen uns, wenn Sie mitmachen und uns besuchen. Auch Kommentare sind willkommen. Ihre Rückmeldung und Meinung ist uns wichtig. Abonnieren Sie unsere Rundmail, um alle aktuellen Informationen über unsere Veranstaltungen zu bekommen.

Passau

Passau
„Wo man singet, lass dich ruhig nieder, Ohne Furcht, was man im Lande glaubt; Wo man singet, wird kein Mensch beraubt; Bösewichter haben keine Lieder.“ Johann Gottfried Seumes, Die Gesänge,1804

Samstag, 18. April 2015

Nouruz 2015


 Iranisches Neujahr  Nouruz
 Wir feierten das persische Neujahrsfest Nouruz, also das Neujahr auf eine andere Weise. Dank der freundlichen Einladung der iranisch-deutschen Gesellschaft in Passau (www.digp.de) durften wir an einem persischen Jahresfest teilnehmen, iranische Musik hören – siehe die Informationen über iranische Musikinstrumente  (Santur)
[Bilder mit freundlicher Genehmigung von Ute Vahl ]
Es sieht  ähnlich wie die osteuropäische Zimbale 
aus und darauf wird mit Holzhämmerchen gespielt 
(siehe historisches Bild oben) :
Цимбалы    Zymbal

So durften wir ein wenig das Heimatgefühl bekommen, und nicht so unsicher umhergucken, und iranische Köstlichkeiten ruhig genießen. Eine kleine Delegation vertrat unsere deutsch-russische Gesellschaft.

Wir bekamen am Anfang des Festes von Frau Farnusch ausführliche Erklärungen über Sitten und Symbolik der Perser zum neuen Jahr, unter anderem die Zelebrierung von Haft Sin, von schönen Gegenständen , deren Namen mit dem Buchstaben S (س‎, Sin) beginnen sollen. Das sind Sekke – Münzen; Sib – Apfel; Somach – ein persisches Gewürz, Sombol – die Hyazinthen; Sir – Knoblauch; Sabseh – Sprossen vom Getreide, Kresse oder Ähnlichem; und Serke – Essig. Sie symbolisieren Lebendigkeit, Munterkeit, Schutz, Fröhlichkeit, Wohltat und Gesundheit. 

Der erwähnte Dichter Omar Chayam ist in Russland sehr bekannt,
zum großen Teil wegen der Übersetzungen der bedeutenden russischen Dichte.


Einiges von Chayam ins Deutsch übersetzt:

Von allen Menschen, die ich je gekannt,
Ich nur zwei Menschen glücklich fand.
Den, der der Welt Geheimnis tief erforscht,

Und den, der nicht ein Wort davon verstand.
Die volle Weisheit ließ so manchen Krug schon bersten,
Zwei simple Regeln nur, merke dir gut fürs erste:
Sei lieber hungrig, als zu essen, ohne Wahl
Und lieber sei allein, als mit dem ersten besten.

Du willst in deinem kurzen Leben
das große Rätsel lösen, Freund?
Beeil dich, denn ein dünnes Haar
Trennt Trug und Wahrheit, kaum zu sehen.

Und ins Russische übersetzte Strophen:

Ты - творец, и таким, как я есть, - я тобой сотворен.
Я в вино золотое, и в струны, и в песни влюблен.
В дни творенья таким ты создать и задумал меня.
Так за что же теперь я в геенне гореть обречен?

Если б я властелином судьбы своей стал -
Я бы всю ее заново перелистал
И, безжалостно вычеркнув скорбные строки,
Головою от радости небо достал!

Чтоб мудро жизнь прожить, знать надобно немало.
Два важных правила запомни для начала:
Ты лучше голодай, чем что попало есть,
И лучше будь один, чем вместе с кем попало.

Чем за общее счастье без толку страдать
Лучше счастье кому-нибудь близкому дать.
Лучше друга к себе привязать добротою,
Чем от пут человечество освобождать.
Wer wenn nicht die Russen singen seine Gedichte zur
Gitarre:

Романс старости (Romanze vom Altern) Песня Суханова (hier Link zum Hören):




1 Kommentar:

  1. Die Vorbereitung zu diesem Fest war nicht ohne lustige Momente. Ich bekam Anrufe vom unseren Frauen mit der Frage, wie wir angezogen erscheinen sollen. Vielleicht alle in Schwarz? So musste ich mich auf der Internetseite der iranischen Gesellschaft schlau machen und konnte unsere Frauen beruhigen, nachdem ich die Bilder anschaute: “Nein, im Jahr 2013 waren sie noch nicht alle in Schwarz, Kopftuch oder Burka zu tragen ist auch keine Pflicht“. Es kam auch ein aufgeregter Anruf: „WAS? Du hast nicht in Wikipedia nachgeschaut, was das für ein Fest ist, und gehst hin?“

    Einer von uns weigerte sich zum Fest zu kommen, mit der Begründung, er solle zuerst die politische Lage genau erforschen und ging stattdessen zu einem politischen Seminar über die Weltlage.


    Für mich persönlich war das auch noch eine, diesmal lebendige und nicht nur abstrakt literarische Begegnung mit dem großen persischen Dichter Omar Chayam. Als junger Mann las ich ziemlich viel seiner Verse, die von bedeutenden russischen Dichtern und nicht nur von Übersetzern in die russische Sprache übertragen wurden.

    Er schrieb unter anderem kritische Verse hinsichtlich der Religion (Beispiel: „Du bist Schöpfer und so wie ich bin, bin ich von dir geschaffen: ich liebe goldenen Wein und Lieder und Musik. Als du die Welt schufst, erdachtest du mich auch so. Warum soll ich dann in der Hölle brennen?„). Wenn er dabei am Leben blieb, war die Lage in der Gesellschaft von damals im zwölften Jahrhundert vielleicht doch sogar nicht schlechter als heute, da man heutzutage in vielen Ländern das Leben riskiert, wenn man sich kabarettistisch über religiöse Angelegenheiten ausläßt. Somit wird die Welt anscheinend nicht besser.

    Das Merkwürdigste, was in meinem Leben mit dem Namen Omar Chayam zusammenhängt, ist eine Begegnung mit einem Vers Cahyams tief im russischen Wald. Ich war damals noch ganz jung, gerade absolvierte ich eine Hochschule und hatte eine Stelle in einem im Wald versteckten technischen Forschungszentrum. Tief im Wald hieß viel Natur, spazieren gehen, Pilze suchen, in Seen baden etc. Und so sah ich in einem Wald einen Steinbruch oder Kiesgrube, zu dem eine Waldweg lief, mit Strassenlöchern, schmutzig und wenig gepflegt, gerade dass die Lastwagen Sand und Steine fahren konnten – in der Nähe war ein Bauunternehmen. Kein Mensch war da, keine Geräte oder Maschinen, aber ein Waggon aus Holz gezimmert mit vier Rädern. Mit einem Traktor konnte er gezogen werden und irgendwo abgestellt. Da drin aßen Arbeiter, schützten sich vom Regen. Er sah auch dürftig ohne Anspruch auf Komfort. Die Farbe war entweder keine oder abgeblättert.

    Ich las an der Wand des Waggons:“Hungere lieber, als egal was zu essen, bleib lieber allein, als egal mit wem!“ Nichts mehr. Ich las schon vieles vom Dichter, erkannte natürlich, von wem das war. Der ganze Vers lautet: „Um weise das Leben gelebt zu haben, muss man viel wissen, zwei Regeln behalte für den Anfang: bleib lieber hungrig als egal was zu essen, bleib lieber allein als egal mit wem.“

    Ich erlebte etwas ähnliches niemals mehr: keine Verse von Goethe oder Schiller sah ich an einer Wand im z.B. Bayerischen Wald oder Alpen, oder auf einer Baustelle in Städten. „Ich fühle,s ein Wunder ist geschehen“.

    Allerdings muss gesagt werden, dass es z.B. Adalbert-Stifter Wege im Bayerischen Wald gibt und viele Strassennamen den Schriftstellern gewidmet sind. Wäre falsch zu sagen, dass genau viele Russen besonders literarisch begeistert sind. Aber zuweilen kann man es doch so sehen, besonders wenn man wohlwollend gelaunt ist.
    Und so mit Chayam entstand in Passau ein nostalgisches Gefühl nach Heimat.
    G.Papara

    AntwortenLöschen

Ihr Kommentar...